Zwischen den Jahren wird es mal wieder Zeit zurückzuschauen. Was ist dieses Jahr in Wuppertal aus Talradler-Sicht passiert? Eine Auswahl über das, was hier im Blog in den letzten 12 Monaten Thema war, habe ich in diesem Beitrag zusammengestellt.
Wuppertal bekommt ein Radverkehrskonzept
Am 6. April 2017 erfolgte der offizielle Auftakt zum neuen Radverkehrskonzept der Stadt Wuppertal. Ich selber war schon früher im Jahr mit dem Projekt vertraut, da ich für die Fahrradstadt Wuppertal in der Arbeitsgruppe, die die Begleitung des Konzepts übernimmt, Mitglied bin. Über das Jahr verteilt traf sich diese Gruppe mehrfach um den aktuellen Sachstand zu diskutieren, die Veranstaltungen vorzubereiten und um Wünsche und Anregungen an das Konzept zu artikulieren. Was mich besonders gefreut hat: Das Interesse der Wuppertalerinnen und Wuppertaler. Beide Bürgerveranstaltungen platzen, mit jeweils mehr als 120 Teilnehmern, aus allen Nähten. 2018 soll das neue Konzept für das 356 Kilometer umfassende Radnetz vorliegen.
5 Jahre Critical Mass Wuppertal
Vor einer halben Dekade fuhr die Wuppertaler Critical Mass zum ersten Mal durch die Stadt. Aus den 24 Mitfahrenden damals sind inzwischen fast 700 Radfahrende geworden. Im Mai fanden sich fast 500 Menschen an der Kluse ein um gemeinsam eine Runde durch die Stadt zu fahren. Die Route führte von der Kluse zum und über den neuen Döppersberg und dann wieder in Richtung Barmen. Der WDR war ebenfalls mit von der Partie und hat einen tollen Beitrag produziert.
Autofreier Tag 2017
In diesem Jahr fand zum zweiten Mal der Autofreie Tag in Wuppertal statt. Auch dieses Jahr entstand unter der Federführung der Fahrradstadt Wuppertal ein buntes Programm von morgens früh bis abends spät. Den Auftakt machten das Breakfast on the Bridge und Bahnhofsfrühstück. Vormittags fuhren einige Bike-Busse durch die Stadt. Ein erster Höhepunkt war die Demonstration der Schülerinnen und Schüler, die gemeinsam von der Kluse zur Gesamtschule Langerfeld fuhren. Abends drehte dann die Wuppertaler Critical Mass, die zu einer Sonderfahrt geladen hatte, ihre Runden.
Julian und Stefan fahren nach Kopenhagen
Um am ältesten Lastenradrennen der Welt teilzunehmen fahren Julian und Stefan nach Kopenhagen. Wir begleiten sie dabei und beginnen einfach einen Podcast. Simon von Pedalkultur und ich sprechen mit den beiden, die uns aus den Niederlanden, Belgien, Deutschland und letztlich Dänemark zugeschaltet. Nach der Tour beschließen wir einfach den Podcast fortzuführen. Alle Folgen findet ihr hier.
Neuer Döppersberg freigegeben
Um kurz nach drei wurde am 10. Juli der Wuppertaler Döppersberg für den Verkehr wieder freigegeben, nachdem die Critical Mass Wuppertal und die Busse der WSW bereits „inoffiziell“ den Knotenpunkt eröffnet hatten. Bürgermeister Andreas Mucke war mit dem Rad vor Ort, Frau Reichl vom Ressort Straßen und Verkehr fuhr auf der Ladefläche eines Lastenrads zum ersten Mal offiziell durch den neuen B7-Tunnel. Nach zwei Runden mit dem Rad, kam dann auch der motorisierte Verkehr zum Zuge, der diesen Knotenpunkt seitdem fest in der Hand hat. In einem Artikel lege ich die Möglichkeiten mit dem Rad über den Döppersberg zu kommen, unterm Strich gilt allerdings: Für den Radverkehr ist der neue Döppersberg nix. Zwar gibt es für den Radverkehr keine Benutzungspflicht, der einzige Radweg ist allerdings nur für eine Relation interessant und wird rege von Fussgängern genutzt. Die Kritik meinerseits ist nicht neu. Seit der Veröffentlichung der Verkehrsplanung habe ich immer wieder die damalige Planung und jetzige Umsetzung kritisiert. Umso schöner war zumindest die Geste bei der Eröffnung. Vor den Augen der versammelten Motoristen drehten wir mit dem Bürgermeister zwei Runden auf dem Rad und eröffneten so – bei leichtem Regen – den neuen Döppersberg. Ein Platz in der Stadt-Chronik ist uns damit sicher. Immerhin!
Die Trasse verbindet
2015 habe ich in der Reihe Die Trasse verbindet den Weg von der Nordbahntrasse zum einzigen städtischen Schwimmbad Mählersbeck vorgestellt, dieses Jahr ist der Weg zur neuen IKEA-Filiale dran gewesen. Zusammen mit Julian habe ich zunächst eine Route durch den Wald gesucht und gefunden. Über Stock und Stein ging es auf direktem Wege vom Möbelhaus zur Trasse. Kann man machen, muss man aber nicht. Vor allem wenn PAX, IVAR und Co. heile Zuhause ankommen sollen. Insgesamt drei Routen, inklusive einer Talradler-Empfehlung, habe ich zusammengestellt. Außerdem haben wir das Video von unserer Abfahrt auf YouTube veröffentlicht.
Dreh deine Stadt Vol. 2
„Was habt ihr eigentlich am 7. Oktober besprochen?“ Diese Frage habe ich in den letzten Monaten öfters gehört. Zum Glück gibt es nun die Zusammenfassung von #DrehdeineStadt in Wuppertal: Julian und ich haben die Pressearbeit der Fahrradstadt Wuppertal einmal näher beleuchtet, es wurden zehn Punkte, die für eine gute radverkehrspolitische Kampagne notwendig sind, in einem weiteren Workshop herausgearbeitet. Besonders lustig: Das Speedating! Dieses brachte alle Teilnehmer*innen innerhalb von 10 Minuten mit jeweils drei vorher Unbekannten ins Gespräch. Die komplette Zusammenfassung mit Eindrücken zu allen Workshops findet ihr hier.
Umzug ohne Auto
Umzug ohne Auto – geht das eigentlich? Dieser Frage bin ich für das Videomagazin Engelszunge.tv nachgegangen. Dazu habe ich, mit der Kamera, den Umzug von Christoph und Kirsten begleitet. Nur mit Lastenrädern und einem gewaltigen Anhänger transportierten die Beiden auch sperrige Gegenstände, wie z.B. eine Waschmaschine, durch die City. Den kurzweiligen Film, der es inzwischen bis in die nrwision-Top 10 des Jahres geschafft hat, findet ihr hier.
International Cargo Bike Festival 2017
Während die eine Hälfte vom Team Fienchen bei Rund um Köln unterwegs war, war die andere Hälfte in Nijmegen auf dem International Cargo Bike Festival 2017 unterwegs. Das Besondere: Fast alles, was auf diesem Festival gezeigt wird kann man ausgiebig Probefahren. Zahlreiche Vorträge, Möglichkeiten zum Austausch und die lockere und offene Atmosphäre rundeten dieses charmante Festival ab. Diese Jahr lag der Focus ganz klar auf dem Lasten- und Warentransport in der Stadt. Für 2018 stehen auch beim ICBF große Veränderungen in’s Haus. Im nächsten Jahr zieht das Festival von Nijmegen nach Berlin.
Über 500 Besucher bei Schwarzbachtrassen-Begehung
Großer Andrang bei der Begehung der Schwarzbachtrasse. Die Bahntrasse, die früher den Bahnhof Wichlinghausen und den Güterbahnhof Langerfeld verbunden hatte, liegt seit der Einstellung des Zugverkehrs brach. Seit Jahren ist diese Verbindungsstrecke, die über ein hohes Viadukt und durch einen 290 Meter langen Tunnel führt, im Gespräch für eine erste Erweiterung der Nordbahntrasse. Mit dieser Verbindung würden schlagartig viele tausend Menschen Anschluss an die Wuppertaler Nordbahntrasse und damit Zugang zum emissionsfreien Alltags- und Freizeitverkehr erlangen. Ende letzten Jahres zeichnete sich bereits eine Lösung bezüglich des Ausbaues ab: Die WuppertalBewegung übernimmt die Regie bei der Umgestaltung der Trasse, die Kosten übernimmt zu 90% der Bund. Letzte Woche ist der Förderbescheid bei der WuppertalBewegung, die den Bau und den Betrieb für die nächsten Jahre übernimmt, eingetroffen. Der Baustart erfolgt noch in diesem Winter.
Urban-Bike-Map beim Bürgerbudget
Im Sommer 2017 hatte ich die von Markus und mir für die Fahrradstadt Wuppertal konzipierte Urban-Bike-Map für das Wuppertaler Bürgerbudget eingereicht. Nachdem ich das Projekt angemeldet hatte, bestand das Projekt den Anmeldecheck und kam, als fünft-bestes bewertete Projekt auf Anhieb in die Top 100. Diese Top 100 wurde dann am 7. Juni 2017, beim sich anschließenden Gemeinwohlcheck, auf eine Top 30 reduziert. Auch in dieser Finalen Top 30 waren wir vertreten. Nachdem ich dann noch eine grobe Kalkulation für den Kämmerer aufgestellt hatte wurde das Projekt zur Abstimmung freigegeben. In der Liste der finalen Gewinner waren wir leider nicht vertreten. Scheinbar hatte der lange Prozess und die vielen Abstimmungen einen gewissen Ermüdungsprozess hervorgerufen. Wie dem auch sei. Das Konzept für die Karte steht, wir arbeiten weiterhin an einer Finanzierung und Realisierung.
NRW-Sternfahrt in Düsseldorf
Dieses Jahr war ich mit Fienchen auf der ADFC-NRW-Sternfahrt in Düsseldorf. Eine Woche vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen wollte der ADFC NRW nochmal ein großes Zeichen Richtung Landespolitik senden. Mit etwas mehr als 3.000 Radfahrenden war die Sternfahrt allerdings nicht so sehr besucht, wie Sternfahrten in den letzten Jahren. Von Wuppertal aus starteten rund 90 Radfahrende in Richtung Landeshauptstadt. Unterwegs stoppte der Zuläufer in Haan und Unterfeldhaus. In Düsseldorf angekommen, startete nach einer Kundgebung am Rheinufer, die große Abschlussrunde über zwei Rheinbrücken und durch den Rheinufertunnel. Die ganze Sache war, wie immer, ein großer Spass, wie ihr im Video hier sehen könnt. Der Termin für 2018 steht auch schon fest: Am 6. Mai 2018 fahren wir wieder durch Düsseldorf!
Zweites Wuppertaler Lastenrad-Rennen
Am 2. April ging, bei bestem Wetter, das zweite Wuppertaler Lastenrad-Rennen über die Bühne. Um 12 Uhr wurde der Parcours freigegeben und sofort fanden die ersten Testfahrten statt. Über 30 Interessierte nahmen am Zeitfahren teil. Die besten acht qualifizierten sich für das von David J. Becher moderiertere Finale. Auch Oberbürgermeister Andreas Mucke nahm an der Qualifikation teil, verpasste aber den Einzug in das Finale. Hätte es allerdings einen Preis für das am besten bepackte Rad gegeben, wäre ihm ein Platz auf dem Treppchen sicher gewesen. Im Finale hielt mein Fienchen-Mitbegründer Julian Busch die Fienchen-Ehre hoch: Er errang den dritten Platz, hinter Stefan aus Wuppertal auf Platz zwei. Der Pokal ging in diesem Jahr an Fabian aus Dortmund. Videos von der Runde des Oberbürgermeisters, Julian und mir gibt es im dazugehörigen Artikel.
Cleanchen ist da!
Seit Jahresbeginn ist Cleanchen das Trassenlastenrad auf der Wuppertaler Nordbahntrasse unterwegs. Der Anschaffung war eine ausführliche Testwoche mit Fienchen vorausgegangen, sowie die intensive Beratung durch die Fahrradstadt Wuppertal. Im Dezember 2016 hatten wir Fienchen schließlich für eine Woche an die Trassenmeisterei ausgeliehen … und von den Vorzügen eines Lastenrads überzeugt! Was mich noch mehr freut: Inzwischen sehe ich das Rad regelmässig auf der Nordbahntrasse seinen Dienst verrichten.
Oberdörnen – Verkehrsausschuss sagt: Nein!
Anfang Februar lag dem Verkehrsausschuss eine Vorlage für einen Verkehrsversuch am Oberdörnen zur Entscheidung vor. Vor vier Jahren hatte ich bei der Stadt diese Freigabe beantragt. Die Freigabe dieser wenigen Meter hätte eine durchgängige Verbindung von Elberfeld nach Barmen hergestellt, doch der Verkehrsausschuss wollte diesen Lückenschluss nicht. Dabei hatte ihm die Verwaltung die Entscheidung extra einfach gemacht: Ein Stopp-Schild hätte die Radfahrenden zum anhalten gezwungen ein Schleppkurvennachweis bestätigte, dass selbst ein Sattelschlepper in die Straße einbiegen könnte ohne die Schutzmarkierungen zu überfahren. Die Bezirksvertretung vor Ort sprach sich mit großer Mehrheit für den Verkehrsversuch aus, der im übrigen jederzeit abgebrochen hätte werden können. Das war den Vertretern des Verkehrsausschusses nicht genug. Lediglich zwei Mitglieder votierten für den Versuch. Für die anderen Mitgliedern war die Situation „zu gefährlich“. Einige Monate später berichtete ich von diesem Vorgang auf dem Umwelt- und Verkehrs-Kongress BUVKO von diesen Erfahrungen mit der Wuppertaler Politik. Der Vorsitzende des Ausschusses ergriff anschließend das Wort. Man hätte sich gegen die Freigabe ausgesprochen, da sich die Radfahrenden nicht an Verkehrsregeln halten würden und am Ende des Oberdörnen nicht nur nach rechts, sondern auch nach links abbiegen würden. „Wir kennen ja die Radfahrer“.
… und sonst?
Wir sind „Deutscher lokaler Nachhaltigkeitspreis“!, Elbschetalbahn eröffnet, Adlerbrücke: Autos müssen draußen bleiben, Schweiz: „Rechts abbiegen bei rot“ kommt auf Bundesebene, 3. Cargobikerace in Dortmund
und vieles mehr 😉
In diesem Sinne: Auf ein weiters tolles Fahrradjahr in Wuppertal!