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So wird’s gemacht (Pt.3) – Karten und Beschilderung

Warum gibt es in Wuppertal so wenig Radverkehr? Immer wieder beliebt: Das Topographie-Argument! Zuletzt in diesem Beitrag auf njuuz.de und in zahlreichen Kommentaren auf der Webseite der lokalen Zeitung. Es ist immer wieder das alte Dogma: Auf Grund der hohen Berge sei die Steigerung des Radverkehrs in Wuppertal nicht möglich. Gerne wird dabei übersehen, dass in Städten wie San Francisco, Vancouver, Stuttgart oder auch Zürich ebenfalls gerne und viel Fahrrad gefahren wird, trotz „bewegter Topographie“. In Wuppertal hat man es sogar besser als manch andere Stadt: Hier sind die Stadtzentren Elberfeld und Barmen sogar direkt ebenerdig verbunden, nur leider ist dieser Weg nicht für den Radverkehr erschlossen. Allerdings gilt auch: Die Berge kann man nicht wegdiskutierten, man muss mit ihnen umgehen. Was kann man also tun?

Visualisierung
Gerade in Städten mit bewegter Topographie sind Radrouten und Karten wichtige Instrumente um den richtigen Weg zu finden. Bei der Wegweisung sollten unnötige oder extreme Steigungen gekennzeichnet oder vermieden werden. Wie man es richtig macht, zeigt diese Fahrradkarte aus Vancouver, die mir Julian dankenswerter Weise mitgebracht hat:

Das Vancouver nicht die einzige Stadt ist, die Steigungen und alternative Radrouten in einer Karte visualisiert, zeigt auch das Beispiel San Francisco. Schon ein Blick auf die Fahrradkarte von San Francisco zeigt welche Maßnahmen dort ergriffen wurden. Die triviale Erkenntnis: Es wurde richtig viel Infrastruktur geschaffen. Das Radwegesystem der Stadt besteht sowohl aus eigenen Radwegen, Radspuren auf Hauptstraßen sowie aus Straßen mit Mischverkehr. In der Karte sind alle Steigungen ab 5 Prozent farbig markiert. Die Steigungen sind in drei Kategorien eingeteilt: 5-10 % Steigung, 10-18% Steigung und mehr als 18% Steigung. Mit Hilfe der Karte kann man so die Route finden, die der persönlichen Kondition entspricht. Ebenfalls in der Karte verzeichnet ist ein Radweg namens The Wiggle. Mit Hilfe dieses Radweges können auch ungeübte Radfahrer einfach auf die Höhen der Stadt kommen. Der Weg ist inzwischen so beliebt, dass er auch sein eigenes Musikvideo hat.

Wegweisung 
In Wuppertal gibt es eine solche Wegweisung noch nicht. Zur Zeit ist geplant, im Rahmen des (unglücklich betitelten) Schleichwege-Projekts, unbekanntere Nebenrouten zum Radschnellweg Nordbahntrasse auszuweisen. Das so etwas sinnvoll seinen kann, zeigt diese Route vom Lusienviertel zum Bahnhof Ottenbruch. Ich persönlich finde diesen Weg deutlich angenehmer zu fahren, als über die Briller Straße, schon alleine wegen den dort in Scharen anzutreffenden Kampfkraftfahrer. Wünschenswert wäre auch die Ausweitung des Projekts auf andere Routen, wie beispielsweise diese Verbindung zwischen Robert-Daum-Platz und Südstadt. Gerade ungeübteren Radfahrern, denen ich diese Route empfohlen habe, waren von dieser Verbindung positiv angetan. Wahrscheinlich gibt es im Tal zahlreiche Verbindungen dieser Art, sie müssen nur gefunden (und gesammelt) werden.

Ausbau der Infrastruktur
Neben diesen Beschilderungsmaßnahmen gilt es, weiterhin die Radinfrastruktur für den Alltagsverkehr fit zu machen. Das heißt auch: Ein direkter und leistungsfähiger Radweg in der Talachse oder die Verlängerung der Sambatrasse bis Steinbeck. Für größere Steigungen sollten bessere Übergänge zum ÖPNV geschaffen werden und auch die vorgeschlagene Seilbahn könnte sich positiv auf den Radverkehr auswirken. Gerade die Seilbahn ist bestimmt bequemer als der, inzwischen abgebaute modernisierte, Trondheimer Fahrradlift.

http://www.youtube.com/watch?v=9LSho7AE2yo

Ein Konzept zur Förderung des Radverkehrs in Wuppertal hat das in Wuppertal ansässige Wuppertal Institut im Frühjahr 2013 veröffentlicht. Die Wissenschaftler kommen ebenfalls zu dem Ergebnis: Ein Fahrradstadt Wuppertal ist, trotz bewegter Topographie, möglich.

In Kategorie: Allgemein

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