In der Stadtgrößenklasse „mehr als 200.000 Einwohner“ landet die Bergische Metropole in diesem Jahr auf Platz 16. Betrachtet man ausschließlich NRW, liegen nur Münster und Oberhausen vor Wuppertal. Also: Vom Schlusslicht in die Spitzengruppe: Die Nordbahntrasse macht es möglich – So könnte man verkürzt das Ergebnis des ADFC-Klimatests zusammenfassen. Doch das wäre zu kurz gegriffen: In Wuppertal kann man eigentlich ganz gut mit dem Fahrrad mobil sein, auch abseits der Nordbahntrasse. Ein Großteil des Stadtgebiets besteht schon heute aus Tempo-30-Zonen, mehr als die Hälfte aller Einbahnstraßen sind für den Radverkehr freigegeben, bei Fahrbahnsanierungen wird inzwischen auch an den Radverkehr gedacht.
Auch die Zivilgesellschaft in Wuppertal zeigt reges Interesse in Sachen Radverkehr: Die Wuppertaler Critical Mass feiert in diesen Tagen ihr fünf-jähriges Bestehen. Aus einer kleinen Gruppe von knapp 30 Radfahrenden, ist eine kritische Masse von bis zu 700 Menschen geworden, das freie Lastenrad „Fienchen“ ist eines der meist-genutzten Lastenräder Deutschlands und auch der große Andrang bei der Bürgerveranstaltung zum neuen Radverkehrskonzept sprechen eine deutliche Sprache.
Andererseits: An neuralgischen Punkten wird noch immer dem Kraftverkehr der Vortritt gelassen, Freigaben von Busspuren dauern ewig (An der Gathe dauert der Freigabeprozess nun schon über vier Jahre) und zentrale neue Infrastruktur, wie die am neuen Döppersberg, wirken wie ein Ausflug in längst vergangene Zeiten.
Davon ab: Die Ergebnisse des Fahrradklimatests geben nur eine Stimmung wieder (und zwar die Stimmung der Teilnehmer) und sind somit nur bedingt vergleichbar. Gerade das Ranking der Städte sehe ich kritisch. Was man allerdings attestieren kann: Es bewegt sich was in Wuppertal.
Wie also mit diesem Ergebnis umgehen?
- Es gibt in Wuppertal noch viel zu tun, die Stadt täte gut daran, ihre Bestrebungen in Richtung fahrradfreundliche Stadt nicht nur fortzusetzen, sondern auch zu intensivieren. Dazu gehört auch ein mutiges und umfassendes Radverkehrskonzept, dass nicht nur erstellt, sondern auch (kurz- und mittelfristig) umgesetzt werden muss.
- Die Wuppertaler Bürgerinnen und Bürger sollten das Ergebnis zum Anlass nehmen, die „Berge im Kopf“ endlich abzubauen. In Wuppertal kann man mit dem Rad fahren: Nicht „nur zum Spass“, sondern auch als Alltagsmobilität. Die Nordbahntrasse verbindet z.B. das Wuppertaler Rathaus, das einzige städtische Freibad und zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten mit dicht-besiedelten Wohngebieten, aber auch auf den Südhöhen und in den Quartieren gibt es attraktive Radverbindungen. Diese gilt es, z.B. durch eine Umweltspur auf der B7, zu einem attraktiven Netz zusammenzuschließen.
- Die Kommunalpolitik sollte sich endlich von ihre ideologischen Grabenspielchen verabschieden: Die, oftmals mit fadenscheinigen Argumenten, verwehrte Öffnung von Busspuren und Einbahnstraßen ärgert inzwischen nicht mehr nur den politischen Gegner, sondern ganz konkret Bürgerinnen und Bürger quer durch alle Parteizugehörigkeiten.
Unterem Strich bedeutet das Ergebnis des ADFC-Klimatests, dass eine „Fahrradstadt Wuppertal“ nicht so weit entfernt ist, wie manche Amtsträger und Vertreter der Zivilgesellschaft uns glauben machen wollen. Wuppertal steigt auf’s Rad. Das sieht man an allen Winkeln der Stadt, vor allem aber entlang der Talachse. Dieses Momentum gilt es, durch gezielte Förderung, aufzufangen und dauerhaft zu binden: Denn von einem lebenswerten und dynamischen Wuppertal profitieren alle!