Das Hardtufer in Wuppertal ist eine der wichtigsten Radverkehrsverbindungen zwischen Barmen und Elberfeld. Es ist Teil des innerstädtischen Talachsen-Radwegs und Teil des Radwegenetzes des Landes NRW, außerdem führt die „deutsche Fußballroute“ über diese Straße. Bereits 2004, also vor elf Jahren, gab es Planungen das Hardtufer für den Radverkehr deutlich aufzuwerten. In beide Fahrtrichtungen sollten Radwege angelegt werden. Der in östliche Richtung verlaufende Radweg sollte sogar auf einem Kragarm über der Wupper geführt werden. Getan hat sich allerdings leider nicht viel. Aktuell haben wir am Hardtufer folgende Situation: In Fahrtrichtung Ost gibt es einen für den Radverkehr freigegeben Fussweg, in Fahrtrichtung West einen Parkstreifen, einen 40cm Trennstreifen, einen 1,40m „Schutz“streifen und eine Restfahrbahn von 2,45m.
Das Problem: Bei diesen Dimensionen kann ein sicheres Überholen von Radfahrenden nicht stattfinden. Die StVO legt in §5(4)fest, dass „(b)eim Überholen (…) ein ausreichender Seitenabstand zu anderen Verkehrsteilnehmern, insbesondere zu den zu Fuß Gehenden und zu den Rad Fahrenden, eingehalten werden (muss).“ Die deutsche Rechtsprechung sieht diesen „ausreichenden“ Seitenabstand im Bereich von ein bis zwei Meter. Ein korrektes Überholen ist also in dieser Straße gar nicht möglich. Die Realität sieht oft so aus, wie auf dem Bild oben: Beim Befahren des Hardtufers ist das Überholen von Radfahrenden an der Tagesordnung. Meist wird hier mit wenigen Zentimetern überholt, öfters wird auch gehupt.
Um die Situation für Radfahrende zu verbessern, haben die Grünen einen Antrag eingebracht, in dem die Verwaltung gebeten wird, „kurzfristig ein Konzept für die Verbesserung des Radverkehrs am Hardtufer vorzulegen“. Lösungsmöglichkeiten gibt es meiner Meinung nach viele. Vom demarkieren der Parkplätze auf der rechten Fahrbahnseite (meist werden diese sowieso nicht genutzt) bis hin zur Einrichtung eines Schutzstreifen, der seinen Namen verdient, und zwar in der Fahrbahnmitte nach Soester Vorbild, sowie der Reduktion der Geschwindigkeit auf Tempo 30.
Inwieweit der Antrag eine Chance auf Erfolg hat, kann ich nicht beurteilen. Die Sitzung der Bezirksvertretung findet heute Abend um 18:00 Uhr im Rathaus Barmen, Raum C 190 statt und öffentlich.
Update: Der Antrag wurde angenommen, bei einer Gegenstimme (AfD) und 7 Enthaltungen (SPD, FDP, WfW). Bei solchen Sitzungen merkt man immer wieder, wie frustrierend es ist, kein Rederecht zu haben. Wortmeldungen wie „ich kann da kein Problem erkennen“ und „ich kenne niemanden der dort gefährdet wird“ zeigen das fehlende Problembewusstsein und müssten eigentlich sofort widerlegt werden.
Update II: In letzter Zeit wird gerne auch der Gehweg als „virtuelle 2. Spur“ verwendet. Dafür braucht man also den SUV in der Stadt.
Update III: Inzwischen hat die Stadt einen Vorschlag zur kurzfristigen Verbesserung am Hardtufer vorgelegt: Der Sicherheitstrennstreifen soll entfernt und das Sinnbild für „Fahrrad“ angebracht werden:
Um den Rad Fahrenden den erforderlichen Schutzraum sicher stellen zu können, wird empfohlen die Parkmarkierung zu erneuern und den Sicherheitstrennstreifen nicht extra auszuweisen, sondern den Schutzstreifen in einer Breite von 1,90m auszuführen. Zudem soll die Zweckbestimmung des Schutzstreifens durch Markierungen von sogenannten Sinnbildern in Form von Fahrrädern verdeutlicht werden, die zur Zeit noch nicht vorhanden sind. Durch die Markierungsanpassung und Ergänzung der Sinnbilder kann durch die Sensibilisierung des KFZ-Verkehrs eine deutliche Verbesserung der Verkehrssicherheit für den Radverkehr erzielt werden.
Nachzulesen ist der gesamte Vorgang hier. Am 21.06.2016 kann die BV Barmen eine Empfehlung bezüglich des Vorschlags abgeben, danach wird im Verkehrsausschuss darüber entschieden. Mich persönlich überzeugt diese Lösung natürlich nicht, ich favorisiere weiterhin das Soester Modell.